Der Sinn des Lebens. Schlaflose Nächte und eine neue Idee.
Der Frage nach dem Sinn des Lebens haftet eine gewisse Dringlichkeit an. Es ist daher wahrscheinlich, dass man sich diese beantwortet und sich dabei mehr oder weniger von einem der großen Argumentations-Camps bedient.
Doch die Sinn-Frage hat etwas an sich, das es schwer macht sie ein und für alle Mal zu beantworten. Immer wieder kommt sie auf. Unruhig, hungrig und verzweifelt nagt sie einem am Gewissen und verlangt nach einer Antwort.
Hier kurz eine Auflistung der großen Camps:
- Zielsetzung: Gib dir selber einen Sinn indem du auf etwas hinarbeitest. (Vertreter: Vera Birkenbihl)
- Glücklich sein: Sei einfach glücklich und dann erfüllst du schon den Sinn deines Lebens. (Vertreter: Deko-Shop Designer)
- Sinnlosigkeit: Es gibt gar keinen Sinn, deswegen sind auch alle so am suchen. Es gibt nur Chaos, Zufälle und Sinnlosigkeiten.
- Verantwortung: Mein Sinn ist in einer Beziehung zu leben / eine Familie zu haben oder zu ernähren und diese nicht zu verlieren. Erfülle ich diese Verantwortung erfülle ich meinen Sinn, egal wie es mir dabei geht. (Vertreter: Jordan Peterson)
- Nicht Fragen: Die Sinn-Frage stellt sich einem nur, wenn man gerade nicht glücklich ist. Daher brauch man nicht versuchen diese Frage wirklich zu beantworten, sondern kann sie als Wegweiser sehen sich wieder in die eigene Mitte zu bewegen. (Vertreter: Saadhguru)
Hierzu habe ich eine neue Beobachtung gemacht, die ich im Folgenden kurz teile.
Etwas ist mir an dem Wort Sinn selber klar geworden. Wonach suchen wir bei der Sinn-Frage? Nach einem Ziel, einer Technik oder einer Weisheit. Doch was bedeutet das Wort? Sinn, die fünf Sinne. Es steht für das Erleben, für das Erspüren und das Zusammenpassen.
Diese Bedeutung des Wortes Sinn kommt einem allerding kaum in Kopf, wenn wir nach dem Sinn des Lebens suchen - tatsächlich hat aber das Erspüren und das Sinn Machen einen grossen Zusammenhang. Wir sagen etwas macht Sinn, wenn es einen gewissen Effekt hat. Ein Brot auf dem Mars zu backen, macht keinen besonderen Sinn. Ein Brot zu backen wenn man keines hat und hungrig ist macht wiederum großen Sinn. Es hat einen Effekt, den wir intensiv erleben und erspüren - kurz: ersinnen können.
Davon ausgehend hat der der wenig erlebt und erspürt also einen geringen Lebens-Sinn.
Wo kann ich selber beobachten, dass ich meine Besinnung verliere? Dies passiert, wenn ich mich zu viel auf Ziele konzentriere, mir nicht genug Pausen gönne oder allgemein gesagt: zu sehr etwas hinterherhechele.
Wie komme ich wieder zu Sinnen? Durch ein Wochenende in der Natur, Zeit verbringen mit meinen Freunden, sich der Kunst widmen, etwas lernen, meditieren. Urlaub!
Bin ich also zentriert und bei mir, so hat mein Leben einen großen Sinn - weil ich viel erspüre. Es ist sinnvoll, sinnlich und gut.
Dies passt finde ich gut zu dem Camp von dem ich ausgegangen bin: dem Nicht-Fragen. Bin ich bei mir, bin ich bei Sinnen, so stellt sich die Sinnfrage nicht. Sie ist bereits beantwortet, allein durch meine Besinnung selbst.
Diese kleine Erkenntnis über die Sprache selbst wollte ich hier kurz teilen. Danke fürs Lesen!